Raus in die Natur. Rein ins Erlebnis

Radeltouren 2019

Logo-SGV-Bezirk.jpgRadeltour – an Rhein und Ruhr

vom  04. bis 07. September2019

 

Mittwoch, 04.09.2019

„Warum ist es am Rhein so schön“ Das wollte unser geschätzter Mitradler Peter Geiger einmal genauer wissen. So lud er eine handverlesene Gruppe Mitradler ein, steckte eine schöne Strecke ab, reservierte für alle Quartiere und bestellte auch noch schönes Radelwetter. Los ging´s zuerst bergisch auf unserer beliebten Hausstrecke bis Burscheid-Hilgen, wo bis 1991 noch Personenzüge und ab 2012 Radfahrer, Skater und Fußgänger verkehren. In Hilgen verließen wir die Balkantrasse und hangelten uns entlang der B 51 bis Blecher. Vorbei an Holz und etwa auf der Höhe bei Glöbusch hatten wir traumhafte Blicke in die Kölner Bucht mit dem Rheinischen Braunkohlenrevier und „op der Dom.“ Ab Gut Hummelsheim erreichten wir das Dhünntal, den Dünnwalder Stadtwald und die Bäckerei Merzenich in Dellbrück. Nach schmackhafter Einkehr in der Sofaecke ging es weiter, am Ostfriedhof vorbei in Richtung Königsforst und Wahner Heide. Im Königsforst jagten schon die Herzöge von Berg, er ist heute die grüne Lunge Köln´s und bietet wunderschöne Radelwege. Es lief bei uns so toll, so dass wir noch vor Quartiernahme im Jägerhof einen Testtrunk in unserem angesagten Abendrestaurant, dem Landhaus Zündorf in Porz-Zündorf nehmen konnten. Die Kölsch-Probe war auskömmlich, Peter orderte noch den Weinkeller für unser Abendessen und bestellte die kleine Fähre „Krokodil“ für den nächsten Morgen. Zuvor gab es vom Rädelsführer noch etwas auf die Ohren über den Zündorfer Wehrturm. Er berichtete: Der alte, mächtige und wehrhafte Wohnturm sei 20 m hoch, und seine Seitenmaße betragen 8 m außen und 6,60 m innen. Er wurde im 12. Jh. aus Säulenbasalt im Stil salisch- staufischer Großbauten errichtet. Um 1380 wurde der Turm erstmals in einer Heiratsurkunde erwähnt, somit sei der Turm das älteste profane Gebäude in Köln-Porz. Der Abend im Restaurantkeller schien sehr Bratkartoffel lastig und mit vielen frischen Gaffel-Kölschs und noch mehr Karnevalsorden verlaufen zu sein. Wir hatten angenehme Gespräche, leider musste Jürgen noch zu später Stunde die Runde verlassen, um auch seine kulinarischen Kenntnisse in der Heimat verfeinern zu können.

Donnerstag, 05.09.2019

Frühstück um ½ 9 Uhr, ganz früh schon schlichen die ersten von uns um die abgestellten Räder herum, ob wohl noch alles drum und dran ist?
Ich las im Gästebuch des Hauses folgenden Eintrag:

„Gleich sieben auf einen Streich         …kamen wir aus Österreich

…ein paar Tage bezogen wir               …hier im Jägerhof Quartier

…doch bei Euch am Rhein                  …sind die Biere ziemlich klein“ (aber lecker!!)

Nach dem Frühstück ging´s zum Schiffsanleger der kleinen Privatfähre Krokodil. Unser Expeditionsleiter setzte sich mit dem Fährmaster in Verbindung, zwecks Überfahrt und musste leider erfahren, dass das kleine Reptil in den frühen Morgenstunden von einem Tanker bedrängt und beschädigt wurde. Also griff Plan B: Weiterfahrt auf der Schäl Sick: Über die Rodenkirchener Brücke wechselten wir die Flussseiten. Durchradeln von Köln war für uns nicht mehr spektakulär. Die anschließend durchfahrenen großen Industrie-Areale (Ford-Werke und Petrochemie) im Kölner Norden beeindruckten doch wegen ihrer Ausdehnung ein wenig. Beim „Casselburger Gretchen“ gab es Frei-Kaffee vom Chef und Egon musste wieder mal als Bordmechaniker fungieren und mein Bike flott machen. Danach erwischte uns ein kurzer Regenschauer und der Wind blies fortan mächtig von vorne. Eis, Bruschetta und dicke Torten gab es dann noch im Schlosscafe in Zons. Nun kam die Landeshauptstadt ins Visier und Peter vertrat die Ansicht, wenn es schon Düsseldorf sein muss, dann doch mindestens der Edel-Stadtteil Oberkassel. In der Jugendherberge in Oberkassel wurden wir mit Bett und Bike freundlich empfangen und bewirtet. Erster Eindruck: Seniorenhotel. Für uns war dieser Tag eine Reise vom Kölsch zum Alt oder von Rheinkilometer 676 zu Rheinkilometer 745. Per Schiff 68 km, per Rad 73 km. Der Abend klang für die Jungs im „Alten Bahnhof“ Oberkassel bei Killepitsch und Gulasch-Alt aus und für die Mädels irgendwo am Rhein. Ein schöner Tag und nichts zu meckern.

Freitag, 06.09.2019

Heute Morgen Sonne und recht frisch. Wir starteten pünktlich und erreichten quasi im Bergischen Schweinsgalopp die Fähre nach Kaiserswerth. Überfahrt überall 2,0 Euro. Als erstes nahmen wir uns die Kaiserpfalz vor. Hier konnte der Peter anschaulich das Prinzip der Kaiserpfalzen erläutern. Da das damalige Kaiserreich halb Europa umfasste, konnte es wegen der Ausdehnung keinen zentralen Regierungssitz. Es bildete sich das sogenannte Wanderkaisertum. Der Kaiser zog mit einem Riesentross, mit der ganzen Regierung und Hofstaat von Quartier zu Quartier durch das Reich und regierte quasi im Vorbefahren. Entlang der wichtigsten Reichsstraßen gab es jeweils im Abstand einer Tagesetappe die Möglichkeit Quartier zu beziehen. Das konnten Reichsburgen, Reichsklöster, Wirtschaftsgüter oder Bischofssitze sein. Der Kaiser hatte überall Gastrecht. Darüber hinaus gab es besondere Stützpunkte an denen sich der Tross längere Zeit einquartieren konnte, dass waren die sogenannten Pfalzen, die Kaiserpfalzen, wie zum Beispiel Goslar, Paderborn oder Kaiserswerth. Die meterdicken Mauern aus Trachyt und Blaubasalt zeugen noch heute von der Wehrhaftigkeit solcher „provisorischen“ Regierungssitze.
Als nächstes suchten und fanden wir den Kaiserswerther Menhir, er ist das älteste Denkmal der Stadt und niemand weiß wer ihn aufstellte. Fest steht wohl, er wurde zwischen 2000 und 1500 v.C aufgestellt. Mysteriös! Ab nun ging es etwas gemächlicher, schön am Rhein entlang nach Duisburg-Mindelheim ins dortige Bauerncafe Ellerhof. So richtig Kohldampf hatte keiner, trotzdem gingen Käse-Lauch-Suppe und Bauerntorte gut weg. Weiter – durch die Rheinaue Friemersdorf und an den großen Logistikfirmen Raben, Schenker und Rhenania vorbei, erreichten wir Krefeld-Uerdingen. Hier wies der Peter auf eine weitere regionale Besonderheit hin. Er führte uns in die Destille des 1743 von dem Brennmeister W.H. Melcher gegründeten Brennerei Durjardin und – nur Peter hat´s so drauf hatte er auch eine Kostprobe dieses edlen Weingeistes bei sich zu unserer aller Labsal. Bei Rheinkilometer 780, genau bei Stele Rheinorange, dem Endpunkt des Ruhrradwegs wurde der Wanderführer doch etwas sentimental, galt es jetzt doch Abschied zu nehmen von drei Tagen am Vater Rhein. Von nun an ging es Ruhr aufwärts mit Ziel Mülheim- Mintard. Am Aquaris-Wasserturm gab´s ein letztes Eis am Stiel und dann erreichten wir auch bald den „Mintarder Berg“. Und hier kamen wir auch emotional -ein bisschen an unsere Grenzen, 450m Offenbarung. Der anschließende Hoteleincheck verlief ein wenig holprig. Deshalb waren wir umso gesprächiger als wir uns im „Gasthaus zur Pönt“ zum letzten Abendmahl versammeln und noch mal richtig gut essen und trinken konnten. Den anschließenden "Beinahe-Sieg" unserer DFB-Elf konnten wir ganz gut verkraften.

Samstag, 07.09.2019

Das Wetter schien uns nicht sehr hold zu sein. Egal, wir fuhren ins Höseler Cafe- Haus zum vorbestellten (opulenten) Frühstück. Danach erlebten wir noch einmal die tolle niederbergische Landschaft mit ihren Höhen und Tiefen. Ein letzter Stopp auf dieser Rundreise war in den Kutscher-stuben in Wülfrath vorgesehen. Und wie im Programm vorgesehen, läuteten pünktlich dazu die Mittagsglocken, die Sonne stach vom Himmel und der Rüdiger gab zu seinem 68. Geburtstag einen aus. Ein besseres Timing geht nicht.

Lieber Peter, Du bist ca. 250 km vor uns her geradelt, mal 13 Teilnehmer sind das 3250 km. Dabei keine Kette, keine Speiche, keinen Platten oder Unfall, drum war die 13 eine Glückszahl. Wir haben viel gesehen und gelacht, sind tolle Radwege gefahren, haben schöne Cafe´s kennengelernt, regionale Besonderheiten: Kölsch, Alt, Stollwerck-Schokolade, Killepitsch und Durjardin gekostet. Und das angesagte schlechte Wetter hat uns nur auf´m letzten Drücker noch erreicht. Peter es hat gepasst.

Wir sagen Dir alle Danke !!!

Reinhard Wolff